Eine ‘Klaus’ ist ein von Mitgliedern jüdischer Gemeinden gestiftetes orthodoxes Lehrhaus zum Studium religiöser Schriften. Die Vereinigte Alte und Neue Klaus ging im Jahre 1798 aus der Fusion zweier älterer Lernstiftungen hervor, der Alten Klaus des Lob Jösel und der Neuen Klaus. Der Zusammenschluss ermöglichte den Unterhalt einer eigenen Synagoge mit drei Rabbinerstellen in der Zweiten Peterstraße (Neustadt), dem damaligen Zentrum jüdischen Lebens in Hamburg.
Der Große Brand von 1842 zerstörte diese Synagoge, so dass man zunächst in provisorische Lehrräume ausweichen musste. 1853 konnte dann nach Plänen des Architekten Albrecht Rosengarten eine neue Synagoge im italienischen Stil erbaut werden. Sie bot Platz für 100 Männer; Frauen waren darin nicht zugelassen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts verlagerte sich das jüdische Zentrum Hamburgs in das Grindelviertel, im Volksmund bald »Klein-Jerusalem« genannt. Im Jahre 1900 beschloss daher auch die Klausstiftung den Umzug und erwarb am 1. April 1903 dieses Grundstück im Hinterhof der Rutschbahn 11. Man beauftrage den Architekten Semmy Engel mit dem Bau einer neuen Synagoge.
Das Gebäude mit seiner schlichten klassizistischen Fassade und der reich verzierten Jugendstil-Ornamentik im Innenraum wurde am 28. September 1905 eingeweiht und bot Platz für 120 Männer und 40 Frauen. Bereits im Jahre 1910 folgte der Anbau eines weiteren Lehrsaals mit 60 Plätzen. Hier unterrichteten in den Folgejahren zahlreiche Rabbiner, darunter Dr. Selig Pinchas Bamberger, der durch die Übersetzung wichtiger hebräischer Schriften bekannt wurde, sowie die Rabbiner Steingut, Diamant, Dr. Cohn und Jaffé.
Am 9. November 1938, in der sogenannten Reichspogromnacht, wurden die Innenräume dieser Synagoge zerstört und geschändet, die Torarolle aus dem Fenster geworfen. Die Polizei, die auf verzweifelte Anrufe jüdischer Anwohner nicht reagiert hatte und schließlich persönlich von einer nichtjüdischen Familie aus dem Vorderhaus herbeigebracht wurde, sah der Zerstörungswut untätig zu. Schon am nächsten Tag gab es zwei Verhaftungen jüdischer Familienväter im Vorderhaus, einer von ihnen kam nicht lebend zurück. In der Folgezeit verschwanden die jüdischen Familien gänzlich aus den Wohnungen, sei es durch Deportation und Ermordung, sei es durch Flucht.
Nur fünf Wochen nach der Pogromnacht war die Gemeinde gezwungen, die Synagoge an zwei Privatleute zu verkaufen. Der Kaufpreis i.H.v. 57.000 RM musste jedoch auf ein Sperrkonto überwiesen werden, auf das die Gemeinde keinen Zugriff erhielt. Das Gebäude selbst blieb überhaupt nur durch einen Fehler der GeStaPo-Leitstelle Hamburg erhalten, die auf den Befehl zur »Beseitigung von Ruinen jüdischer Kultusvereine« im September 1939 irrtümlich antwortete, die Synagoge sei bereits zerstört. Auch die Luftangriffe auf Hamburg überstand das Gebäude weitgehend unbeschadet.
Im Jahre 1948 wurde die Immobilie aufgrund des offensichtlich unrechtmäßigen Verkaufs von der britischen Militärregierung blockiert und unter Zwangsverwaltung gestellt. Zwei Jahre später klagte die Jewish Trust Corporation bei der Wiedergutmachungsstelle des Landgerichts Hamburg gegen die Erben und Gläubiger der Käufer. Am 17. Januar 1955 erfolgte schließlich die Urteilsverkündung, in der die Rückgabe der Immobilie an die Jewish Trust Corporation als Rechtsnachfolgerin der Deutsch-Israelitischen Gemeinde angeordnet wurde.
1956 verkaufte die Jewish Trust Corporation das Grundstück an die Stadt Hamburg, die von einem vorhandenen Vorkaufsrecht Gebrauch machte und die Immobilie ihrerseits an Privatleute weiterverkaufte. Heute wird das Gebäude gewerblich genutzt und ist nicht öffentlich zugänglich.